Heimatmuseum Obing

Das kleine Museum, das Ihnen die Geschichte von Obing zeigt

Kirchengeschichte

Pfarrkirche St. Laurentius Obing

Die Pfarrkirche wurde um 1480 bis 1491 im Stil der Spätgotik neu erbaut und am 18. September 1491 durch den Chiemseer Bischof Georg Altdorfer geweiht. Das typisch frühchristliche Patrozinium des hl. Laurentius weist darauf hin, dass Obing schon in frühchristlicher Zeit eine Kirche hatte. 1165 wird bereits von einem Pfarrer und einem Pfarrhof berichtet.

1189 wurde mit päpstlicher Bulle das salzburgerische Archidiakonat Baumburg neu errichtet. Die Pfarrei Obing kam dazu. 1195 trat Erzbischof Adalbert III von Salzburg die Pfarrei Obing mit all seinen kirchlichen Zugehörigkeiten und pfarrlichen Rechte in Niederseeon, Ischl, Eschenau, der Schloßkapelle Oberbrunn, in Diepoldsberg und Pittenhart an Abt Alban von Seeon ab. Man kann anhand der vielen zugehörigen Kirchen die Größe der damaligen Mutterpfarrei Obing erkennen.

Die ursprünglich spätgotische Kirche wurde Mitte des 17. Jahrhunderts barockisiert. Das älteste Bild der Kirche zeigt den Turm mit einer Zwiebelhaube. Wie auf dem Bild zu sehen ist, fehlt hier noch der zweigeschossige Sakristeianbau und auch das Langhaus besteht nur aus drei Jochen.

Ab 1868 erfolgte die Regotisierung. Wegen der gewachsenen Bevölkerung wurde das Langhaus nach Westen um zwei Joche verlängert und der Turm bekam seine ursprüngliche gotische Spitze. Der Turm erreicht seitdem eine Höhe von rund 60 m. Die Baumaßnahmen führten der Wasserburger Maurermeister Geisberger und der Zimmermeister Josef Wimmer aus Kleinornach aus.

Der Innenraum der dreischiffigen Hallenkirche weist eine neugotische Ausstattung mit einem Sternrippengewölbe, drei neugotischen Altären und einer neugotischen Ausmalung auf. Auf dem Altar stehen drei spätgotische Figuren, die von dem bedeutenden „Meister von Rabenden“ geschnitzt wurden. Es handelt sich dabei um die Figuren Maria mit dem Kind auf dem Arm, dem heiligen Laurentius und dem heiligen Jakobus.

 

Bilder von Anderl Grill

Auszug aus „Die Pfarrei Obing“

von Aloys Kis,

München 1883, S. 9 f


Achatiuskirche

Die um 1427 erstmals erwähnte St.-Achatz-Kirche stand nordwestlich des alten Pfarrhofs in Pfaffing. Sie war mit dem Berndl von Obing, Schönherrn und Hofer zu Honau bestiftet. Die Kirche wurde 1770 für entbehrlich erklärt und dem allmählichen Verfall preisgegeben und schließlich 1809 abgebrochen.

 

links: Auszug aus „Die Pfarrei Obing“

von Aloys Kis,

München 1883, S. 107

Aus Urkunden des Klosters Seeon

1464: Urban Schneider zu Honau und seine Ehefrau verkaufen der Kirche St. Achatz zu Pfaffing in der Pfarrei Obing in der Herrschaft Kling ein Ewiggeld von der halben Schönhube zu Honau im Gericht Kling.

Christoph Heypptl, Richter zu Seeon

1498: Die Geschwister Jörg und Wandula, Kinder des verstorbenen Urban Schneider zu Honau, verkaufen der Kirche St. Achatz in Pfaffing ein Ewiggeld aus dem Hofergut zu Honau in der Pfarrei Obing im Gericht Kling.;
Achatz Reuchinger, Pfleger zu Hohenburg im Isartal

1502: Christian Ortner verkauft der Kirche St. Achatz in Pfaffing ein Ewiggeld aus dem Hofergut zu Honau in der Pfarrei Obing in der Herrschaft Kling.;
Achatz Leuchinger, Ungelter zu Obing


Friedhofkapelle

Die neugotische Friedhofskapelle St. Michael wurde 1870 erbaut

Massivbau mit Walmdach und neugotischem Turm

Der Vorgängerbau dieser Friedhofskapelle war die im Kern spätgotische Allerseelenkapelle, die weiter westlich nahe an der Kienberger Straße stand und 1870 abgebrochen wurde.

Den Neubau errichtete der Maurermeister Geisberger aus Wasserburg nach dem Vorbild der dortigen Max-Emanuel-Kapelle. Der Altar stammt vom Münchner Bildhauer Johann Wirth.

Die Kapelle ist denkmalgeschützt.

Auszug aus „Die Pfarrei Obing“

von Aloys Kis,

München 1883, S. 50 ff


Der alte Pfarrhof in Pfaffing

Bereits 1180 ist für Obing von einem Pfarrsitz die Rede. Dass dieser mit einem Pfarrhof in Pfaffing zu identifizieren ist, liegt nahe, weil 1179 - 1181/82 Graf Siboto IV. von Neuburg-Falkenstein das Pfarrhaus dem Pfarrer verleiht, wobei Ascuin (Aschwinus) und Bernhard (Pernhardus) de Phaphingen als Zeugen fungieren. 1288 sind Konrad und Wernhard de Pfaffingen erwähnt. Letztere waren wegen ihres Gutes in Waldhaiming mit dem Stift Raitenhaslach in Streit geraten.

1427 und 1433 wird die Pfarrhofkirche St. Achatius in Pfaffing mit drei Altären erwähnt. Sie stand neben dem Pfarrhof und wurde im Zuge der Säkularisation abgerissen.

Der Pfarrhof wurde unter Abt Columban II. von Kloster Seon 1717 neu erbaut; er war Sommersitz des Abtes von Seon und der Bischöfe von Salzburg.  Leopold Mozart und sein Sohn Wolfgang Amadeus waren zu Gast im Alten Pfarrhof. Leopold Mozart schreibt 1784 an seine Familie in Salzburg, dass er mit den Patern das gute Seeoner Bier getrunken hat.

Kurz vor der Zerstörung des Residenztheaters (Cuvilliés-Theater) im März 1944 war die kostbare Innenausstattung des Zuschauerraumes ausgebaut und zur Hälfte in das Obinger Pfarrhaus in Pfaffing eingelagert worden und hat dort im Speicher den Krieg relativ unbeschadet überstanden, während die andere Hälfte aufgrund der Kellerfeuchte in der Kelheimer Befreiungshalle sich in ihre Bestandteile aufgelöst hat.

Der Alte Pfarrhof ist denkmalgeschützt.


Filialkirche St. Jakobus Albertaich

Die Kirche wurde erstmals 1383 urkundlich erwähnt. Ursprünglich romanischer Bau auf römischen Mauerresten, heutiger Bau spätgotisch um 1440, ab 1663 — 1670 barockisiert nach Plänen von Caspare Zuccalli. Noch im 15. Jahrhundert wurde der Turm hinzugefügt, der dann im Zuge der Barockisierung den Aufbau mit dem doppelten Zwiebelabschluss bekam und für die Kirche fast übermächtig wirkt.

1808 sollte die Kirche abgebrochen werden, aber die Bevölkerung hat sich dagegen gewehrt. Es wurde ein Friedhof angelegt, womit die Kirche dann als Filialkirche weiter bestehen konnte.

Sie war bis ins 19. Jahrhundert eine viel besuchte Wallfahrtskirche. Zahlreiche Votivtafeln waren bis ins letzte Jahrhundert noch vorhanden.

Der Graubündner Gaspare Zucalli hat den spätgotischen Bau 1670 umgestaltet. Sehenswert ist das kostbare Altarbild der Kirche: Es stellt den Hl. Jakobus den Älteren dar, dem Maria auf einer Säule erscheint nach dem Vorbild der "Virgen del Pilar" in Saragossa, im Auszug die Heilige Dreifaltigkeit.

Die Ausstattung ist außerordentlich reich, qualitätvoll und einheitlich. Die Altäre bieten ein Höchstmaß an Qualität und Reife, was die Schnitzereien angeht. Die Figuren halten die Balance zwischen Ernst und Frohsinn und versinnbildlichen die Verspieltheit der barocken Epoche.

Nach dem Umbau erhielt die Kirche eine Stuckdekoration, die sich locker über die gesamte Wölbung verteilt. Noch unbekannt ist, wer diese ausgezeichnete Stuckarbeit mit ihrem heiteren, unaufdringlichen und zugleich ländlichen Charakter schuf.

Erwähnenswert sind auch noch die Fresken aus dem Jahre 1906, die vorzüglich mit dem barocken Stuck harmonieren.

Die hochbarocke Raumhülle in einem ursprünglich spätgotischen Bauwerk wird bereichert von den drei etwa 1672 entstandenen hochbarocken Altären auf den in schwarz-gold gefassten Altaraufbauten. Im nördlichen Seitenaltar ist der Heilige Andreas und im südlichen die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten dargestellt.

Die Kirche ist denkmalgeschützt.

Rosenkranzmadonna aus dem Jahr 1630 von Bildhauer David Zürn (Wasserburg am Inn)

Gestiftet von den Bierbrauereheleuten Georg und Katharina Clausner aus Wasserburg; Georg Clausner war Sohn des Posthalters in Frabertsham im ehemaligen Edelsitz Frabertsham


Filialkirche St. Ägidius Diepoldsberg

Diepoldsberg mit der Kirche liegt auf einem zwischen dem Inn- und Priengletscher gebildeten Höhenkamm. Der Ort wurde erstmals 1175 und die Kirche 1195 erwähnt. Der Unterbau des Turmes stammt aus romanischer Zeit. Der heutige spätgotische Bau dürfte 1428 begonnen worden sein. Die frühbarocke Einrichtung stammt von Wasserburger Meistern.

Um 1600 wurden die Wandmalereien geschaffen. Mitte des 17. Jahrhunderts dürfte bereits die Wallfahrt zum Heiligen Leonhard begonnen haben. Votivtafeln aus dieser Zeit zeugen davon, und es wird bereits von den ersten Leonhardi-Umritten berichtet. 1785 gab es Überlegungen, die Kirche abzureißen, was durch Stiftungen und Umlagen verhindert wurde. Die Innenausstattung ist in seltener Einheitlichkeit aus der früh– bis hochbarocken Zeit. 1861 riss ein Sturm den Kirchturm ein.

1975 erfolgte eine Außensanierung. In seltener Einheitlichkeit stammt die früh- bis hochbarocke Ausstattung aus der Mitte des 17. Jahrhundert. Der Hochaltar ist mit 1650 datiert. Kanzel und Seitenaltäre stammen aus demselben Zeitraum, ebenso das Kommuniongitter. Das Altarschnitzwerk stammt aus der Zeit um 1730.

Der Innenraum war ursprünglich beherrscht von ganzflächigen wertvollen Wandgemälden aus der Zeit um 1600. In der Zeit der Regotisierung ab 1864 wurden die neugotischen Fenster eingebaut und dabei diese wertvollen Fresken zerstört. Sie waren bereits mit bis zu sieben Schichten überweißelt und wurden erst 1965 freigelegt.

Die Kirche ist denkmalgeschützt.


Pfarrer Kooperator Kaplan Mesner

Auszug aus „Die Pfarrei Obing“

von Aloys Kis