Heimatmuseum Obing

Das kleine Museum, das Ihnen die Geschichte von Obing zeigt

Schulgeschichte

Mädchenklasse, aufgenommen neben der Pfarrkirche
vom Hofphotographen Blaschke, Prien & Obing

Im Mittelalter gab es Klosterschulen, die neben den Novizen/-innen auch zahlende Schüler/-innen aufnahmen, und  Domschulen, die überwiegend Jungen, die eine geistliche Laufbahn anstrebten, vorbehalten waren. Daneben existierten in Städten auch Bürgerschulen für die Söhne der Kaufleute. Die Masse der bäuerlichen Bevölkerung erhielt keine Schulbildung.

Wie es in Obing vor 1500 aussah, kann nicht mehr belegt werden, da beim Brand im Jahr 1504 alle Unterlagen und Urkunden verloren gingen.

Siehe den Auszug aus der Chronik von Pfarrer Aloys Kis, 1881

Freiwillige und selbstfinanzierte Schulen gab es vorher schon: In Obing ist die Reihe der Lehrer ab dem bis 1634 amtierenden Gruber nahezu lückenlos. Schulbezirk war der Pfarrsprengel, dies bedeutet, dass die Kinder bis von Diepoldsberg und Gallertsham in aller Frühe nach Obing gehen mussten. Der Unterricht fand im jetzigen „Herrenhaus" statt, später teilweise auch im Kramerhäusl vis-a-vis. Die Lehrer wohnten im Umgelterhaus an der Westseite des Postwirts, denn das lukrative Amt des Umgelters wurde etwa seit 1620 von Klinger Verwaltungsbeamten wahrgenommen. (Umgelter = Beamter, der Verbrauchssteuern eintreibt)

Walter Mayer „De Obinga im Laufe der Zeit“

 

rechts: Auszug aus der Chronik von Pfarrer Aloys Kis, 1881


1802 Einführung der Allgemeinen Schulpflicht in Bayern

Eine Obinger Schulklasse aufgenommen vom Obinger Photographen Strobel

Die Schulpflicht bezieht sich auf alle Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, deren Eltern Schulgeld zu zahlen haben. Vor der Entlassung legen die Schüler eine Prüfung ab. Für alle Kinder von 12 bis 18 Jahren ist der Besuch von Sonntagsschulen vorgeschrieben.

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit Kurfürst Max IV. Josef (1799 – 1806) und nachmaligen König Max I. Josef (1806 – 1825) sowie seinem leitenden Minister Maximilian Freiherr von Montgelas (1759 – 1838) zwei vom Geist der Aufklärung durchdrungene Männer darangingen, durch Reformen von oben einen modernen, straff durchorganisierten bayerischen Staat öffentlich-rechtlichen Charakters zu schaffen, erfuhr auch das Volksschulwesen entscheidende Verbesserungen. Eine ihrer ersten Maßnahmen betraf unter Betonung der staatlichen Zuständigkeit für das Schulwesen die Auflösung des seit 1573 kirchlich dominierten Geistlichen Rates als Zentralbehörde und damit die Neuordnung der gesamten Unterrichtsverwaltung. Auf diese Weise wurde das Schulwesen gegen den Widerstand der Kirche alleinige Staatsangelegenheit. Der Ortsgeistliche blieb zwar „inspector natus“ seiner Schule, übte aber die lokale Schulaufsicht fortan nur noch im Auftrag des Staates aus. Nachdem bereits der Toleranzerlass von 1804 die planmäßige Errichtung von Schulen ohne Rücksicht auf die Konfessionen angeordnet hatte, gebot die Schulsprengelverordnung von 1810, dass künftig für die Sprengelbildung nicht mehr die Grenzen einer Pfarrgemeinde, sondern jene „des Gemeindegebiets“ bestimmend sein sollten.

Als eigentliche Gründungsurkunde des gemäß den Allgemeinen Grundsätzen der Regierung intendierten Volksschulwesens gilt die Schulpflichtverordnung vom 23. Dezember 1802, die unter massiver Strafandrohung für alle „Kinder vom 6ten bis wenigst ins vollstreckte 12te Jahr“ den Schulbesuch „das ganze Jahr hindurch, von Mitte des Julius bis 8ten September, als der gewöhnlichen Aerndtezeit ausgenommen“, vorschrieb. Darüber hinaus sollte künftig ein im Gefolge einer erfolgreich abgelegten öffentlichen Abschlussprüfung ausgestellter Entlassungsschein „bey Aufdingung zu Handwerken, und bey späterer Verheyrathung, oder Besiznahme eines Guts oder Hauses“ Voraussetzung für die hierfür nötigen behördlichen Genehmigungen sein. Am 12. September 1803 wurde die Werktagsschulpflicht durch die Sonn- und Feiertagsschulpflicht ergänzt, der fortan „sowohl Knaben, als Mädchen vom 12ten bis zum 18ten Jahre einschlüßig“ unterlagen. Obschon die primär aus volkswirtschaftlichen Erwägungen heraus angeordnete Schulpflicht und die in ihrem Gefolge einsetzende Priorisierung des Leistungsprinzips gegenüber dem lange vorherrschenden Standesprinzip die Bildungschancen ganz allgemein, vor allem aber von Mädchen erhöhte, denen bisher wegen ihrer häuslichen Verwendung ein Schulbesuch verwehrt geblieben war, bedurfte es zu ihrer Umsetzung Jahrzehnte.

aus: Hubert Buchinger, Die bayerische Volksschule im Wandel der Zeit — Ein Beitrag zur Schulgeschichte Bayerns von 1800 bis zur Gegenwart

In einem Lesebuch für Stadt und Landkinder mit dem Titel »Der bayerische Kinderfreund«, erstmals veröffentlicht 1823, wird der – ideale – kleine Schüler so beschrieben:

»Ein guter Schüler ist aufmerksam; er hört nur auf das, was der Lehrer sagt, und denkt nur an das, was er tun, oder begreifen und behalten soll. Ein guter Schüler kommt gern in die Schule, ist fleißig, ordentlich, reinlich, sittsam und friedfertig. Er kommt nie zu spät in die Schule, und er treibt sich auf der Straße nicht herum, sondern geht auf dem geraden Weg nach Hause. Ich will ein guter Schüler sein. Das Buch, worin ich lese, ist zu meiner Belehrung geschrieben. Es ist mir sehr nützlich, wenn ich mit Aufmerksamkeit und Nachdenken darin lese. Ich will mich bemühen, das Gelesene zu verstehen. Wenn ich etwas nicht verstehe, so will ich meinen Lehrer bitten, dass er es mir erkläre. … Jetzt wird es mir noch schwer, lange und anhaltend achtsam zu sein; Aber es wird mir künftig leichter werden, wenn ich am Anfang die Mühe nicht scheue. Aller Anfang ist schwer.«

Wahrscheinlich wären auch heute noch alle Lehrer froh, wenn ihre Schüler einen derartigen Text in der ersten Klasse zu lesen bekämen – und es anschließend schaffen würden, das Gelesene zu beherzigen.


1870 Bau eines neuen Schulhauses

In dem Gebäude waren nicht nur zwei Klassenräume (im Obergeschoss) untergebracht, sondern auch die Lehrerwohnungen.

 

Das 1870 erbaute Schulhaus, in dem von 1955 bis 1968 auch die landwirtschaftliche Berufsschule war; danach Rathaus, jetzt Haus der Vereine, in dem das Heimatmuseum untergebracht ist.

Der Fanatiker Wellenmaier entfernte im Rahmen des Kulturkampfes die Kruzifixe aus den Klassenzimmern der Schule. Am anderen Tag hörte man draußenrum: „Der Welle reißt die Kreuzl raus, die Bauern schmeissen ihn beim Hamstern naus!" Mit den Lebensmitteln, die auf Marken zugeteilt wurden, kam keiner aus, so drückte halt auch der „Welle" ein Auge zu, als der Pfarrer Maurer die Kreuze wieder an ihren angestammten Platz hängte.

Der Schulunterricht begann damals mit einem "Heil Hitler"-Ruf und einem Gebet für den „Führer". Dann wurde der neueste Wehrmachtsbericht im Sandkasten nachvollzogen, insbesondere solange es vorwärts ging. Die da nicht mithalten konnten, weil sie zuhause kein Radio, vielleicht nicht mal Strom hatten, mussten derweil Holz und Kohlen holen und einheizen. Das war gar nicht so übel, da gab‘s mehr Gaudi und Gelegenheit zum Tauschhandel, Geld hatte keiner. Die oberen Klassen von Hauptlehrer Kirchmaier („Graberl" = grauhaarig) und Frl. Demeter waren im jetzigen Haus der Vereine, Frl. Löw und Junglehrer waren im Neuen Schulhaus, dem Nordtrakt der ehemaligen Grundschule (jetzt Rathaus), wo jetzt der Parkplatz beginnt, war das alte, kleine Feuerwehrhaus mit dem Opel-Blitz, daneben die Holzhütte.

Walter Mayer „De Obinga im Laufe der Zeit“


1955 — 1969 landwirtschaftliche Berufsschule

Die landwirtschaftliche Berufsschule wurde von Schülern der Gemeinde Obing und den umliegenden Gemeinden besucht. Die Schule wurde von bis zu 100 Schülern besucht und belegt damit eindrucksvoll die Bedeutung der Landwirtschaft in unserer Gemeinde.

Lehrer waren von 1955—1957 Herr Hartl und bis 1968 Herr Schels.

Mit der Gebietsreform 1968 wurde die Schule aufgelöst.

 

Bild: Eine Schulklasse der landwirtschaftlichen Berufsschule, in der auch Lehrer Franz Kolb unterrichtete.


1878 — 1969 Schule Frabertsham

Eine Schulklasse der Schule Frabertsham aus dem Jahr 1919.

Das Schulhaus in Frabertsham (1957)

1864/65 wird von der Gemeinde Albertaich die Errichtung einer Schule in Albertaich und vom Pfarramt Obing die Errichtung einer Schulexpositur (ein ausgelagerter Teil einer Schule) bei den staatlichen Stellen angeregt. Schon am 15. Januar 1858 ist ein Schreiben der königlichen Distriktschulinspektion Trostberg an die königliche Lokalschulinspektion Obing abgegangen mit dem Betreff: „Errichtung einer Schulexpositur Albertaich, königliches Landgericht Trostberg – hier die Gründung einer Ortsschule daselbst.“ Aber erst 1878 wird das Projekt verwirklicht mit dem Bau eines Schulhauses und der Errichtung einer Schulstelle in Frabertsham. Am 2. Dezember 1904 erhält der Anbau am Schulhaus Frabertsham durch Dekan Grundermann von Obing die kirchliche Weihe. Durch diesen Neubau wurde es ermöglicht, die Schule Frabertsham zweiteilig zu führen. Als zweite Lehrkraft wurde ab 1. Dezember 1904 die Hilfslehrerin Auguste Schuch angestellt. Die Hauptlehrerstelle seit Bestehen der Schule Frabertsham hatten folgende Lehrer inne: Frank Johann (Oktober 1878 – 1883), Kachler Josef (1883 – 1887), Wenning Eduard (1887 – 1899), Schierl Ludwig (1899 – 1912), Schäggert Guido (ab 1912)

Quelle: Der Heimatspiegel – Beilage zum Trostberger Wochenblatt, 2. Jahrgang, Nummer 12, Trostberg März 1931

Die Schule Frabertsham wurde 1969 aufgelöst. Letzter Schulleiter war Josef Reichherzer.


1954 Bau des neuen Schulhauses

Die neue Grundschule 1957

In der Aufbauzeit nach dem Krieg erhielt Obing 1952 mit dem Schulleiter Josef Eigner die erste Rektorenstelle. Durch den Zuzug vieler Flüchtlinge musste 1957 die Schule auf sieben Klassenzimmer erweitert werden. 1963 wurde die Turnhalle errichtet. 1967/68 war, nachdem die Schülerjahrgänge 5-8 aus der Volksschule Frabertsham in Obing eingeschult wurden, der erste Teil der Schlossbergschule zu erstellen.

Mit der Schulreform 1969 und der Auflösung der Schule in Frabertsham, sowie der Übernahme der Schüler aus den Klassen 7-9 aus Pittenhart, Seeon und Kienberg wurde ein weiterer Schulhausbau notwendig.

1966 wurde das 9. Pflichtschuljahr eingeführt. Die Bekenntnisschulen wurden aufgelöst und in Christliche Gemeinschaftsschulen umgewandelt. Die neue Bezeichnung der Volksschule Obing war „Grund- und Hauptschule Obing“.


1967 Block A der Schlossbergschule wird gebaut

 

1971 Block B der Schlossbergschule wird gebaut

Einweihung von Block B mit einer Musikgruppe unter Leitung von Rektor Dietl

Die Grundschule wird von Kindern aus der Gemeinde Obing und Pittenhart besucht. Die Hauptschule wird mit Schülern aus den Gemeinden Obing, Kienberg, Pittenhart und Seeon-Seebruck betrieben. An der Hauptschule kann auch die Mittlere Reife im Rahmen des M-Zuges abgelegt werden. In dieser Klasse befinden sich auch Schüler der Gemeinde Schnaitsee.

Der Mittlere-Reife-Zug, auch M-Zug, M-Zweig oder M-Klasse, ist neben der 6-jährigen Realschule in der Sekundarstufe I im Schuljahr 1999/2000 eingeführt. Hauptschulen in Bayern mit diesem Angebot werden nun als Mittelschulen bezeichnet. Klasse (M10) mit dem Bestehen der Abschlussprüfung zur mittleren Reife.

Als Weiterentwicklung der Hauptschule wurde zu Beginn des Schuljahres 2010/11 die Mittelschule eingeführt. 


2014 neue Grundschule am Brunnerweg